Johanna Tesch, geb. Carrillon, entstammt einer Familie hugenottischer Herkunft, die vor Verfolgungen in Frankreich nach Hessen geflüchtet war.Johanna wurde am 24. März 1875 in Frankfurt geboren. Ihr Vater verdiente den Unterhalt der Familie als Schneidermeister. Sie besuchte die Souchayschule und war bis zu ihrer Heirat im Haushalt ihrer Familie tätig.
Johannas politisches Engagement begann sehr früh. Da es Frauen erst 1908 offiziell gestattet war, Mitglied von Parteien und Gewerkschaften zu werden, musste sie andere Wege finden, sich für ihre und die Belange ihrer Geschlechtsgenossinnen einzusetzen. Sie war 1902 Mitbegründerin, später Vorsitzende des „Bildungsvereins für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse“. Gemeinsam mit Sophie Ennenbach, Anna Gehrke und Marie Bittdorf gründete sie 1906 die Ortsgruppe Frankfurt des „Zentralverbands der Hausangestellten“. Seit 1909 besitzt Johanna ein Parteibuch der SPD, als Eintrittsdatum ist allerdings der 16.10.1902 verzeichnet. Sie heiratet 1899 den Schneidermeister Richard Tesch, der ebenfalls politisch interessiert und engagiert war. Seit 1892 war er Mitglied der SPD und arbeitete ab 1902 in der Uniondruckerei für die Parteizeitung „Die Volksstimme“. Das Ehepaar hatte drei Söhne. Der erstgeborene Sohn Friedrich (geb. 1896) kam als Soldat 1916 im ersten Weltkrieg in den Karpaten ums Leben, der zweite Sohn Wilhelm (geb. 1899) starb im zweiten Weltkrieg als Flaksoldat bei einem Fliegerangriff auf Frankfurt am 4.Oktober 1943. Carl, der Jüngste (geb.1902), überlebte im schweizerischen Exil.
Die Familie übersiedelte noch vor dem 1.Weltkrieg in den Riederwald und bezog dort eine Wohnung in der Max-Hirsch-Str. 32 (direkt neben dem Volkshaus).
Vor dem 1. Weltkrieg arbeitet Johanna als Gewerkschaftsangestellte im „Zen-tralverband der Hausangestellten“, während des 1.Weltkrieges im Amt für Kriegshinterbliebene. Ihr politisches Engagement aber wurde trotz der „Doppelbelastung“ von Kinderbetreuung und Berufsleben nicht geringer, im Gegenteil: Sie entwickelte sich bald zu einer der herausragenden Persönlich-keiten der sozialdemokratischen Frauenbewegung. Sie gehörte bis zur Zer-schlagung der demokratischen Parteien 1933 dem Parteivorstand der SPD an.
Den größten Erfolg ihrer politischen Karriere erntete sie, als nach den Wahlen am 19. Januar 1919 feststand, dass sie der verfassungsgebenden National-versammlung in Weimar angehören wird. Es waren die ersten Wahlen, an denen Frauen überhaupt teilhaben durften. Die Nationalversammlung tagte vom 6. Februar bis zum 31. Juli 1919 im Weimarer Nationaltheater. Aus dieser Zeit existieren zahlreiche Briefe und Postkarten, die Johanna an ihre Familie in Frankfurt schreibt. Neben familiären Angelegenheiten werden darin auch die politischen Ereignisse der Zeit kommentiert. Am 20. Juni 1919 schreibt sie aus Eisenach:
„Meine Lieben! Wie wir unterwegs gehört haben, sei der Frieden nun doch noch in letzter Minute unterzeichnet worden. Wie stets nun mit der Besetzung? Ich nehme an, dass Frankfurt trotzdem besetzt werden wird. Wir fahren von hier aus mit dem Schnellzug weiter bis Weimar, wo wir dann morgen früh ankommen werden. Hoffentlich kommen wir glücklich hinein.“
Johanna bezieht sich dabei auf den Versailler Vertrag, der am 18.Juni 1919 unterzeichnet und zum 10.Januar 1920 in Kraft gesetzt werden soll. Die Zusammenkunft der Nationalversammlung endet mit der Verabschiedung der Weimarer Verfassung am 31. Juli 1919. Bereits Anfang des Jahres 1920 steht die erste Bewährungsprobe der jungen Demokratie an. Reaktionäre Kräfte, die sich hauptsächlich aus Mitgliedern des alten Militärapparates rekrutieren, leisten erbitterten Widerstand gegen die im Versailler Vertrag erhobene Forderung nach Reduzierung des deutschen Heeres. Die Militärs übernahmen am 13. März in vielen Orten Deutschlands die Macht und erklärten die Nationalversammlung für aufgelöst (sog. „Kapp- Putsch“). Drei Tage später findet im Vorfeld der nun ins Stuttgarter „Exil“ einberufenen Nationalversammlung eine Fraktionssitzung der SPD statt. Johanna verfertigt eine Art Protokoll. Auf der Rückseite der letzten Seite ist notiert:“diskret zu behandeln“. Anhand der Notizen lassen sich ganz gut die Stimmung unter den Parteigenossen und die politische Situation dieser Tage ablesen:
„Die Regierung Kapp besteht auf den oben angegebenen Forderungen (Anm. der Redaktion: Es handelt sich dabei u.a. um die Forderung, der im Versailler Vertrag festgeschriebenen Abrüstung entgegenzutreten ). Sie fordert weiter die Amnestie für alle politischen Verbrechen seit Nov. 18 für alle Richtungen. Das würde also bedeuten, dass auch die meuternden Offiziere straffrei ausgingen. Die Minister Koch und Bell (?) erklären sich gegen Verhandlungen mit Kapp. Das würde das Volk nicht verstehen, insbesondere das Rheinland sei uns dann verloren…. Berlin könne sich nur ganz kurze Zeit halten. Die Regierung Kapp hat 20.000 Soldaten in Berlin. Täglich werden außerdem aus den Studentenkreisen 800 Me. neu eingekleidet. Auch aus dem Baltikum und Pommern strömten Truppen zu. Ihre Macht wächst stündlich. Süd- und Westdeutschland dagegen steht treu zur Verfassung. In Wilhelmshaven und einigen anderen Orten hat die Arbeiterschaft Offiziere entwaffnet und in Haft genommen. Aus diesem Beispiel ist auf wachsende Zermürbung innerhalb der Kapptruppen zu rechnen.“
Diese Notizen legt sie ihrem Schreiben an Richard vom 17. März 1920 bei. Sie kommentiert die Situation wie folgt:
„Stuttgart steht unter dem Zeichen des Generalstreiks, der aber heute Nacht beendet sein soll, dass heißt wenn Dittmann keinen Strich durchmacht. Die Lage ist ernst und immer noch zu ungeklärt, dass man klar sieht, wie die Suche gehen wird… Unter allen Umständen müssen wir fordern, dass wenn wir erst die Situation beherrscht haben, energisch nach rechts durchgegriffen wird. Den Herren Offizieren müssen die Giftzähne ausgebrochen werden. Wenn nur einmal das Proletariat daraus lernen wollte. Aber ich fürchte, dass wieder verschiedene ihr Parteisüppchen kochen wollen… „
Der durch die sozialistischen Parteien ausgerufene Generalstreik wehrt den reaktionären Angriff schließlich ab. Die Ereignisse überschlagen sich in diesen Tagen. Zehn Tage später schreibt sie aus Berlin
„Soeben erhielt ich Deinen Brief und die Volksstimme vom Donnerstag. Es mutet mich beinahe lächerlich an, wenn ich die Nachrichten lese und dabei bedenke wie sehr sich die Verhältnisse inzwischen wieder geändert haben. Noch immer wird hin und her verhandelt und unsere Ministergenossen wie Schachfiguren hin und hergeschoben.“
Viel haben wir jetzt von Johanna gehört. Doch wie wirkte sie auf andere Menschen? Paul Müller, Angehöriger des Zentralverbandes der Angestellten und Gewerkschaftssekretär, er emigrierte 1934 in die Schweiz, begegnete Johanna bei verschiedenen Gelegenheiten. Er beschreibt seine Eindrücke wie folgt:
„Sie war ganz gewiss während ihres ganzen Lebens keine Radikale. Doch ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit und Toleranz sollte sich auch in späterer Zeit als wirksam erweisen… Die unvergessene große Gestalt von Clara Zetkin (Anm. der Redaktion: Johanna ist ihr mehrfach auf der Parteischule in Berlin begegnet) war ihre Lehrerin und Vorbild. Hauptgrundlage für Johannas politisches Wirken war ihr eminenter Sinn für das Praktische, ihr enger Kontakt zu den Leidens- und Kampfgenossen, ihre persönliche Bescheidenheit und – nicht zuletzt – ihre Güte. Das Vertrauen, das man zu ihr hatte, und ihre Popularität bei den schaffenden Menschen in Frankfurt am Main war auch der Grund, dass sie 1919 in die verfassungsgebende Nationalversammlung der Weimarer Republik und später in den Reichstag gewählt wurde. Als wir – eine kleine Gruppe der Arbeiterjugend – im August 1920 von Frankfurt nach Weimar zum ersten Arbeiterjugendtag nach Weimar tippelten, zeigt sie uns stolz ihren Platz im Parlament. Voll Entsetzen berichtete sie uns aber auch von dem Wüten und Morden der Reichswehr und ihrer studentischen „Zeitfreiwilligenverbände“ in den Arbeitergemeinden im Zusammenhang mit dem Kapp- Putsch der Reaktion im Frühjahr 1920″.
Johanna gehörte danach dem Reichstag noch bis 1924 an. Sie war u.a. in der Militärkommission und im Ausschuss für Sozialpolitik. Zahlreiche Einladungen zu Vorträgen belegen in den folgenden Jahren ihre rege politische Tätigkeit hauptsächlich für die Belange der Frauen und der Arbeiterjugend.
1933 verlor Richard seinen Arbeitsplatz bei der Uniondruckerei. Im Kündi-gungsschreiben vom 27. April 1933 heißt es: „… Da aber das Verbot unserer Zeitungen nun eine überaus lange Zeit dauert, bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Betrieb zu schließen und damit auch Herrn Tesch zu entlassen“. Richard bemühte sich, noch ausstehende Gehaltszahlungen einzuklagen. Helfen soll ihm dabei der Deutsche Handlunqsgehilfen Verband. Doch der politisch rechts stehende Verband ist mittlerweile auch „gleichgeschaltet“; er macht den Grad seines Engagements von Bedingungen abhängig:
„… in ihrer Gehaltsangelegenheit gegen die Fa. Uniondruckerei sind wir beauftragt festzustellen, ob und seit wann Sie der NSDAP oder einer ihrer Formationen (SA, SS, XSBG usw.) angehören. Gegebenenfalls bitten wir Sie, uns ein politisches Unbedenklichkeitszeugnis einzusenden“ (Schreiben vom 18.08.1939).
Richard konnte diese Fragen selbstverständlich nicht zur Zufriedenheit des Verbandes beantworten. Nach dem Verbot der SPD durch die Nazis blieb Johanna politisch aktiv. Sie hielt Kontakt zu alten Genossen in St. Gallen, wohin ihr Sohn Carl emigriert war. Sie überbrachte wichtige Informationen unter großen Risiken persönlich. Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler wurde sie, zusammen mit einigen anderen Frankfurter Sozialdemokraten, am 22. August 1944 verhaftet { sog. „Gewitteraktion“) und nach der Haft im berüchtigten Frankfurter GestapoHauptquartier in der Lindenstraße 27 am 18. September in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Am 10. Oktober 1944 schreibt Richard Tesch an die Lagerleitung, um sich über den Zustand seiner Frau zu erkundigen. Der Lagerkommandant lässt ausrichten: „Ihre Frau befindet sich ganz gesund im Lager Anliegend Vorschrift “ Bei den Vorschriften handelt es sich um die „Beachtung bei Paketsendungen im Sommerhalbjahr“ der Postzensurstelle im KZ. Hier wird deutlich wie man versuchte mit Hilfe bürokratischer Regeln Normalität vorzuspiegeln. Nachdem er Ende September die Gestapo Frankfurt vergeblich darum gebeten hatte, sich dafür einzusetzen, dass seine Ehefrau aus der Haft entlassen wird, wagt er einen Vorstoß direkt an die Kanzlei des Führers (27.11.1944):
„Meine Frau wird am 24.03.1945 – 70 Jahre alt, ihr Gesundheitszustand ist schon seit langen Jahren zerrüttet. Sie leidet an Nieren- und Herzbeschwerden, die Inhaftierung mit ihren seelischen Belastungen kann nur verschlimmernd wirken und ich habe große Angst um ihr Leben…Ich kann mit ehrlichen Gewissen behaupten, dass sich weder meine Frau noch ich nach dem März 1933 irgendwie politisch betätigt haben…
Als belastendes Moment konnte vielleicht angenommen werden, dass – bei einem Fliegerangriff auf Ffm. das Haus beschädigt wurde und die zu meiner Wohnung gehörige Mansarde Feuer fing – alte Flugblätter und Schriften der S.P.D. zutage gefördert wurden, die dort abgelegt waren. Wir hatten die Papiere nur deshalb nicht bei Altmaterialsammlungen abgeliefert, weil wir befürchten mussten, dass damit von unbesonnenen Menschen Unfug getrieben werden könnte… „
Im Lager herrschten katastrophale hygienische Verhältnisse. Die Häftlinge wurden ohne Schutz dem strengen Winter ausgeliefert, mit mehrstündigen nächtlichen Appellen in der Kälte gequält. „Medizinische“ Experimente wurden durchgeführt, Exekutionen vorgenommen. Eine Lagerinsassin berichtet.
„Alt und gebrechlich sehe ich die Siebzigjährige in unserer Baracke 26 stehen, nur mit einem Hemd und einem alten Kleid – fast alles nur Lumpen bekleidet, und mit Schuhen, die man nicht Schuhe nennen darf. Unsere Baracke hatte Platz für 300 Personen und dennoch mussten sie 1300 beherbergen. Es fehlte uns fast der Platz zum Stehen. Tag und Nacht stand man vor den drei Toiletten Schlange. Um 3 Uhr morgens wurde schon zum Appell gerufen, und selbst Johanna Tesch musste, ungeachtet ihres hohen Alters, mit antreten. Wir halfen ihr, wo wir nur konnten, bekleideten und entkleideten sie, richteten ihr Strohlager her, wärmten ihre steif gewordenen Hände – und versteckten sie, wenn es uns eben möglich war. Sie nahm alles geduldig hin und war nur von dem einen Wunsch beseelt, noch einmal ihre Lieben wiederzusehen. Von Tag zu Tag magerte sie mehr ab, und es war ihr kaum mehr möglich, ihre Arbeitsbaracke zu erreichen. Nur noch wenige alte Frauen waren bei uns, die meisten waren schon ausgesucht und auf Transport geschickt, das heißt vernichtet worden. Es gelang uns oft – besonders an den früh dunkelnden Wintertagen – Johanna Tesch vor den prüfenden Augen der SS- Aufseherinnen des Lagers zu verbergen. Obwohl sich viele unserer Kameradinnen für Johanna Tesch einsetzten und sorgten, war es ihr am 10. März 1945 nicht mehr möglich, das Lager zu verlassen. Sie lag auf ihrer harten und verlausten Pritsche und ließ ihre Gedanken nach Hause schweifen. Dann mussten wir ihr Papier und Feder geben, mussten einen Schemel an ihr Lager rücken, und dann begann sie, mit schönen Lettern einen Abschiedsbrief zu schreiben.“
Drei Tage später starb Johanna Tesch völlig entkräftet. Sie war eines von 92.000 Opfern des KZ Ravensbrück. Ob Richard ihren Abschiedsbrief noch erhalten hat, wissen wir nicht.
Carl Tesch (1902-1970) engagierte sich bereits in früher Jugend in der Arbeiterjugendbewegung, bei Gewerkschaften und der SPD. Er absolvierte bei der Firma Voigt & Haeffner eine Schnittmacher-Lehre, arbeitet dann später für die AJ (Arbeiter-Jugend) und studierte als einer der ersten an der Akademie der Arbeit. Sein Weg führte ihn dann nach Berlin, wo er bis zur Zerschlagung der Gewerkschaften durch die nationalsozialistischen Machthaber 1933 beim „Verband der Gemeinde – und Staatsarbeiter“ (heute Gewerkschaft ÖTV) arbeitete.
Er kehrte nach Frankfurt zurück und verdiente sich seinen Unterhalt als Abonnentenwerber für das damalige Neue Theater (Mainzer Landstr./Ecke Karlstr.). Mit dieser Arbeit aber machte sich Carl Tesch bei den neuen Machthabern auch nicht beliebt: Arthur Hellmer, der Leiter des Theaters, war Jude und somit war das Theater ab Anfang April 1933 (am 3.April fand der erste Boykott jüdischer Geschäfte und Betriebe statt) Schikanen ausgesetzt. Die Arbeit ermöglichte es ihm, konspirative Verbindungen zu anderen SPD-Mitgliedern herzustellen. Man traf sich im Café Metz, das vom ehemaligen SPD-Reichstagsabgeordneten Franz Metz und seiner Tochter bewirtschaftet wurde. Bei diesen Treffen wurden die Schwerpunkte der illegalen Arbeit in Frankfurt festgelegt. 1934/35 war die letzte Spielzeit des Theaters. 1935 flog auch die illegale Gruppe auf Carl Tesch konnte in letzter Minute fliehen und fand im schweizerischen St. Gallen bei bereits geflüchteten Genossen Unterschlupf. Die Gruppe, bestehend aus Mitgliedern der SPD, SAP, KPD und der Gewerkschaft, leistete bis 1940 nicht nur intensive Arbeit nach Deutschland hinein, sondern betrieb auch Aufklärung in der Schweiz und im sonstigen Europa. Im Juni 1940 wurde ein großer Teil der Gruppe verhaftet und wegen Vergehens gegen die „innere und äußere Sicherheit der Eidgenossenschaft“ angeklagt. Auch Carl Tesch gehörte zu ihnen und verbrachte die nächsten Jahre in einem Internierungslager für Politische.
Getragen vom Gedanken der Einheitsfront trat er nach seiner Rückkehr aus dem Exil der KPD bei, die er aber enttäuscht drei Jahre später wieder verließ. Er wird Leiter des Bundes für Volksbildung und tritt wieder der SPD bei. Im Bund für Volksbildung, dem damals die Volkshochschule, das Theater am Turm und eine Theaterabonnentenvereinigung (Volksbühne) angehörten, konnte er seine bildungs- und kulturpolitischen Vorstellungen nutzbringend umsetzen. Die Stadt Frankfurt verlieh ihm 1962 für seine Verdienste die Ehrenplakette und 1967 die Goetheplakette. In der Begründung zur Verleihung der Goetheplakette heißt es:
„Er (der Magistrat; Anm. der Redaktion) dankt ihm für seine vielseitigen Verdienste um den Wiederaufbau kultureller Einrichtungen nach dem Krieg, die Organisation des Frankfurter Bundes für Volksbildung, die Gründung des Landesverbandes für Erwachsenenbildung, des Deutschen Volkshochschu-lverbandes und sonstiger Einrichtungen der Volksbildung, die Gründung der Landesbühne Rhein Main, der Frankfurter Volksbühne, des Verbandes der Deutschen Volksbühnen Vereine und für seine Mitwirkung in der Interna-tionalen Arbeitsgemeinschaft der Theaterbesucher- Organisationen, im Deutschen Bühnenverein und in kulturellen Gremien der Stadt Frankfurt und des Deutschen Gewerkschaftsbundes wie auch für seine erfolgreichen Anstrengungen um die Herstellung und Pflege von Kontakten mit dem Ausland.“
Er starb 1970 und überlebte somit seinen Vater Richard nur um 8 Jahre. Auch dieser wurde von der Stadt Frankfurt 1960 mit der Ehrenplakette bedacht. Der Magistrat würdigt damit eine Persönlichkeit, „die in dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit für den schaffenden Menschen, sich schon in der Jugend der Gewerkschaftsbewegung anschloss und hier an führender Stelle ihre ganze Kraft, ihr Wissen und Können für die Verwirklichung dieses hohen Zieles einsetzte. Er würdigt damit zugleich die mannhafte Haltung Richard Teschs in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, der trotz des Todes seiner Ehefrau Johanna im Konzentrationslager, trotz Not und Verfolgung sich und seinen Idealen treu blieb und dadurch Vorbild für viele wurde. „
Quelle: Nachdruck mit redaktionellen Änderungen der Publikation „100 Jahre Riederwald“, erarbeitet von der Riederwälder Geschichtswerkstatt in den Jahren 1990-2000, herausgegeben vom Riederwälder Vereinsring aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Stadtteils Riederwald im Jahr 2011.