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Schulen und Kirchen

Die Konrad-Haenisch-Schule

Beinahe zur gleichen Zeit wie die Torbögen an der Schäfflestraße wurde jenseits der „Landstraße“, dem heutigen Erlenbruch, und jenseits der Straßenbahnschienen der Linie 18, sie fuhr dort schon seit 1913, ganz im Grünen die Konrad- Haenisch- Schule erbaut und 1927 eingeweiht. Benannt wurde sie nach dem Journalisten und SPD Politiker Konrad Haenisch, der sich als preußischer Unterrichtsminister für eine moderne Pädagogik engagiert hatte. Zwei Jahre vor der Schuleinweihung war er gestorben. 1933 wurde die Schule von den Nationalsozialisten in Pestalozzischule umbenannt – ihrem heutigen Namen.

Nach reformpädagogischen Grundsätzen wurde auch der Gebäudekomplex vom Frankfurter Baudirektor Prof. Elsässer gestaltet: neben den 16 Klassenräumen entstanden eine Turnhalle mit Bade- und Umkleideräumen, Werkstätten für Papp und Tischlerarbeiten, Näh- und Handarbeitsräume, Zeichensaal, Lehrräume für Chemie, Physik, Biologie, eine große Aula als Festsaal für die Schule, der aber auch als Vortrags-und Konzertsaal gedacht war, dazu eine Kinderkrippe, Kindergarten und Kinderhort, Speisesäle, ein Schulgarten mit Planschbecken, eine Volksbibliothek, Arzträume und eine Säuglingsfürsorgestelle sowie weitere soziale Einrichtungen.

Die Schulanlage mit angegliederten Wohnungen umschließt im Quadrat einen großen Innenhof und galt damals als sehr modern, sowohl von der Idee her (eine Kombination aus Schule, Sozialeinrichtungen und Wohnungen) als auch vom Baulichen: Klinker in warmem Braunton und ununterbrochen helle Fensterreihen, die sich quer über das ganze Gebäude erstrecken und die Landschaft in das Blickfeld miteinbeziehen, dazu Terrassen, Betongesimse, gotisch angespitzte Blendbögen und schmale Balkonmotive auf Konsolsteinen. Für die Riederwälder Schulkinder war dies endlich eine Schule mit viel Platz und ausreichend Lehrern. Ein Zitat aus einer Frankfurter Tageszeitung anlässlich der Eröffnung der Konrad- Haenisch-Schule mag verdeutlichen, wie viel Liebe zum Kind in der neu errichteten Anlage steckt:

„Bahnbrechend dürfte für das ganze Schulwesen die Anlegung eines Schülergartens in Größe von etwa 1000 qm sein. Hiervon soll jedes Kind etwa einen qm zur eigenen Bebauung erhalten, die unter der Anleitung des Lehrers vor sich gehen soll. Daß dadurch die Liebe zur Natur und zur Gartenpflege in weitem Maße wachgerufen wird, versteht sich von selbst. Ganz abgesehen davon, dass dem schulpflichtigen Kinde die Arbeit vom gesundheitlichen Standpunkte aus zum Segen gereichen dürfte. Weitere hygienische Vorzüge bieten die zwei großen Terrassen auf dem flachen Dache, auf denen vom Turnen dispensierte Kinder während der Zeit dieses Unterrichts Sonnenbäder nehmen sollen. Ferner werden offene Liege-und Spielhallen den Kindern sehr zu statten kommen…“

Der heute unter Denkmalschutz stehende Bau hat nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Wie früher wiegen die Pappeln und Erlen ihre Kronen im Wind. Bleibt zu hoffen, dass die geplanten und auch schon im Bau befindlichen Autobahntrassen dieser Idylle keinen allzu großen Schaden zufügen werden.

Die katholische Kirche

Zur Zeit der Gründung der HI. Geist Gemeinde behalf sich die Gemeinde mit einem Kapellenraum im Erdgeschoss des Pfarrhauses. 1930/31 entwarf der Architekt Martin Weber den Neubau der Heilig-GeistKirche. In Übereinstimmung mit dem damaligen Kaplan Hörle entstand ein moderner Kirchenbau, ein Skelettbau, den die im Riederwälder Industriegebiet ansässige Firma Fries erstellte. Die Gestaltung des Innenraumes sollte an die liturgische Vorstellung erinnern, in der die Gläubigen um den Altar versammelt sind und zur eigentlichen Kirche zusammenwachsen können.

Ein klarer, großer, zentraler Altartisch, unter dem erhellten Turm, umgeben von den Bankreihen der Gläubigen, entstand. Zeitgenössische Künstler gestalteten die Wände, den Altarbereich und die Fassaden (W. Oeser: Apostelgeschichte als Freskenzyklus; L. Becker: Kreuzweg und Taufkapelle; A. Hensler: Braut des Heiligen Geistes; S. Haas: Altarkreuz; usw.). Mit Altenpflegeheim, einem Kindergarten und einem Gemeindesaal präsentierte sich die Gemeinde als lebendige, moderne Einrichtung. Im Zeichen der Ökumene verzahnt sich im Laufe der Zeit die katholische mit der evangelischen Gemeinde. Das aufeinander abgestimmte Glockenspiel zeugt davon, wenn es sich über die Dächer der Siedlung ausbreitet.

Die evangelische Kirche

Bevor am 01. November 1923 die ev. luth. Riederwaldgemeinde gegründet wurde, fanden die Gottesdienste in der Schulbaracke am Schulze- Delitzsch- Platz (dem heutigen Johanna-Tesch-Platz) statt. Sie wurden von Pfarrer Manz von der ev. luth. Nicolai-Gemeinde in Bornheim gehalten, welcher dann als erster Pfarrer die neugegründete Riederwaldgemeinde übernahm. In dieser Zeit besaß die Gemeinde weder eine Kirche noch ein Pfarrhaus. Nach Kauf des Geländes an der Raiffeisenstraße für den Kirchenbau wurde im Frühjahr 1926 ein Wettbewerb über die Gestaltung der Kirche ausgeschrieben, an dem sich zahlreiche Architekten mit insgesamt 28 Entwürfen beteiligten. Den ersten Preis gewann der Architekt Schaupp.

Die Grundsteinlegung erfolgte dann am 24.04.1927. Schon am Pfingstsonntag 1928 konnte die Gemeinde Einzug in ihr neues Gemeindehaus halten. Dieses war so gestaltet, dass es für verschiedene Zwecke genutzt werden konnte. Auf der Nordseite befand sich in einem Chorvorbau der Altarraum. Auf der gegenüberliegenden Südseite befand sich eine Saalbühne. Oberhalb dieser Saalbühne war die Orgelempore. Die Bestuhlung war beweglich: Wenn Gottesdienst gehalten wurde, richtete man die Stühle nach Norden aus; stand ein Gemeindefest auf dem Programm, so drehte man die Stühle auf die Saalbühne zu.

Im ersten Stock des Gebäudes lagen die Räume für verschiedene Jugendkreise und andere gemeindliche Zwecke. Auf dem Dach des Gemeindehauses war eine kleine Glocke angebracht, die die Inschrift „Land Land Land, höre des Herren Wort “ trug. In die Giebelwand oberhalb des Chorvorbaus war ein Kreuz eingeschnitten, welches bei Nacht beleuchtet wurde. Am 24.März 1944 wurde die Riederwaldkirche fast vollständig durch Bomben zerstört.

Quelle: Nachdruck mit redaktionellen Änderungen der Publikation „100 Jahre Riederwald“, erarbeitet von der Riederwälder Geschichtswerkstatt in den Jahren 1990-2000, herausgegeben vom Riederwälder Vereinsring aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Stadtteils Riederwald im Jahr 2011.