Jeder, der mit einem Auto als Fahrer oder Beifahrer unterwegs ist, hofft schnell von A nach B zu kommen, besonders auf der Autobahn. Davon sind wahrscheinlich auch die Planer überzeugt. Doch ist es so? Nicht immer! Die A 661/A 66 sollte ursprünglich mehrere Probleme auf einmal lösen: Den immer weiter anwachsenden Fernverkehr (von Ost nach West) entlasten, Pendler vom Umland in die Stadt führen und nicht zuletzt den Erlenbruch von 24.000 Autos täglich auf ca. 10.000 entlasten. Da hätten, so die Planer, alle etwas davon gehabt. Doch wie sieht es denn nach den jüngsten Planänderungen aus? Es ist auf einmal von einer „Pendlerautobahn“ die Rede. Werden dann die Autos, die die A 3 verlassen und auf diesem Weg schneller in Richtung Süden, Westen oder Norden auf die nächste Autobahn fahren wollen, aussortiert? Doch eher nicht. Also wird es immer einen hohen Anteil von Verkehrsteilnehmern geben, die die A 66 als Fernautobahn nutzen.
In den Prognosen wird von einem LKW Anteil von ca. 10% ausgegangen. Doch jeder, der regelmäßig mit seinem PKW auf den Autobahnen fährt, weiß, dass es einen wesentlich höheren LKW-Anteil gibt. Reguliert sich der Anteil dann auf der A 66 von selbst auf ca. 10%? Nach den jüngsten Planungen gehen auch die Autobahnbauer davon aus, dass die Straße Am Erlenbruch auch in Zukunft nach Eröffnung des Tunnels wieder stark befahren wird.
Warum werden die Autos nicht auf der neuen Autobahn fahren? Die Planer gehen jetzt davon aus, dass auf der A 66, dem Erlenbruch-Dreieck und der A 661 so viel Verkehr ist, dass in den Spitzenzeiten dort maximal Tempo 30 gefahren werden kann. Das hat zur Folge, dass der Verkehr sich nur sehr langsam, stockend und teilweise gar nicht auf der Autobahn bewegen kann. Was tut der clevere Autofahrer? Richtig! Er versucht einen anderen Weg zu finden: den Erlenbruch oder die Wilhelmshöher Straße. Letztendlich bedeutet dies, dass der Erlenbruch nach wie vor stark befahren ist und wir, nicht wie versprochenen, entlastet werden, sondern zusätzlich noch den Lärm und die Abgase von der Autobahn zu ertragen haben.
Stau verursacht mehr Lärm und mehr schlechte Luft. Im Stau und bei sehr langsamen Fahren tritt eine Belastung der Luft bis über 500 Mikrogramm auf, der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.
Dieser Grenzwert ist europaweit festgelegt. Kann man bei diesen Umständen noch von gesundem oder gutem Leben sprechen? Mit Sicherheit nicht. Wenn wir an den Haltestellen stehen, oder unsere Kinder auf dem Schulweg sind, oder am Erlenbruch die Fenster der Wohnungen zum Lüften geöffnet sind; wir am Bornheimer Hang oder Teufelsbruch spazieren gehen, ist das nicht mehr gesund. Ältere Menschen und Kinder sind für diese Belastungen besonders anfällig.
Die Prognosen rechnen mit der Entlastung durch Elektromobile. Könnte das etwas ändern? Was die Luftqualität angeht vielleicht. Aber wo sollen denn die vielen Autos in der Stadt hin?
Es gibt einige Großstädte in Europa, die sich schon darauf vorbereitet haben und versuchen den Verkehr aus den Innenstädten heraushalten. Mit Parkplätzen außerhalb der Stadt, dicht dabei ein gut ausgebauter und bezahlbarer öffentlicher Nahverkehr. Auch ausgebaute Fahrradwege auf den Straßen könnten Menschen dazu veranlassen auf ihr Auto innerhalb der Stadt zu verzichten. Da gibt es sicher noch andere Möglichkeiten über die wir mal nachdenken sollten.
Die Kommunal-, Landes- und Bundesregierungen sind, neben ihren anderen Aufgaben, nicht nur dafür da Verkehrswege für Autos zu planen und zu bauen, sie haben auch eine besondere Fürsorgepflicht für die Bevölkerung. Sie müssen uns vor Schäden schützen. Und wenn eine Regierung schon der Meinung ist, dass eine Autobahn durch die Stadt gehen muss, dann sollte sie auch gleich eine Einhausung dafür mit einplanen und finanzieren. Besser wäre es allerdings Autobahnen aus den Städten herauszuhalten, den Individualverkehr einzuschränken und Alternativen dazu anzubieten.
Sprechen Sie doch einmal über dieses Thema mit Ihrem Vertreter in der Stadt-, Landes- oder Bundesregierung.
Dieser Artikel ist der Riederwälder Anwohner- und Nachbarschaftszeitung „RAZ“ entnommen. Zum Archiv der „RAZ“ geht es hier entlang.