Nun zum 18.12.2022, dem 4. Advent die Botschaft, in diesem Fall die kirchliche Botschaft, die Botschaft der Bewahrung der Schöpfung!
Sie ist ein klares Zeichen, dass das Projekt Riederwaldtunnel nicht mehr „nur“ von sogenannten – teils despektierlich gemeint – „AktivistInnen“ in Frage gestellt wird, sondern, dass die Diskussion über Sinn/Schaden dieses Autobahnprojektes aus den 70igern inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist! Dass die Bewahrung unserer Schöpfung, unserer Zukunft, inzwischen breite Menschenschichten tief bewegt!
Dieses klare Zeichen der Kirchen im Frankfurter Osten folgt auf den einstimmigen Beschluss des zuständigen Ortsbeirats 11 (Riederwald, Fechenheim und Seckbach) zum Aussetzen und Überdenken der Rodung des Fechenheimer Waldes. Dann 500 Demonstranten im Herbst, die sich ohne wenn und aber für den Verbleib des Waldes aussprachen – wie inzwischen über 35 Organisationen – wie BUND, Greenpeace und VCD!
Wir sehen es inzwischen so: Wer sich ideologiefrei dem Projekt Riederwaldtunnel zuwendet, und den deutlichen Mehrverkehr in und um Frankfurt und den immensen ökologischen Schaden, sowie die Kosten berücksichtigt, muss es ablehnen – nur wer Fakten ausblendet, kann es noch gut finden … Nun müssen die Obere Naturschutzbehörde aber auch unsere Politiker ihrer Verantwortung für den Wald nachkommen, gerecht werden! Der BUND prüft aktuell das Gutachten der Autobahn GmbH, das nun eine teilweise Fällung des Waldes vorsieht.
Gerade der immense Mehrverkehr des Tunnels für die Straßen und Kreuzungen von Bornheim, das Ostend, das Nordend sowie Bergen Enkheim wie auch das durch ihn zu erwartende Chaos auf der A661 machen selbst das verkehrliche Argument für den Tunnel obsolet, umso schlimmer der Umweltfrevel! Hier zu den offiziellen Zahlen:
Riederwaldtunnel: Prognose 2030: Nun deutlicher Mehrverkehr statt Entlastung – Riederwald
Auch eine überhastete Räumung/Rodung macht das Projekt nicht sinnvoller, lässt den Protest nicht abebben. Zerstörung schafft keine Zukunft – sorgt nur für Verbitterung und Wut!
Andacht zum 4. Advent:
Motto: Bewahrung der Schöpfung, Biodiversität und Klima!
– Gelebte, stadtteilübergreifende Ökumene in unser aller Fecher! –
Andacht mit Pfarrer Matthias Weber, Evangel. Philippusgemeinde (Riederwald), Pfarrer Uwe Hahner, Kath. Pfarrgemeinde Heilig Kreuz (Bergen-Enkheim) und Past. ref. Andrea Rockermeier, Kath. Pfarrei St. Josef (Bornheim).
Aufbruch war am So. 18.12.2022 um 13:30 Uhr vor den beiden Gemeinden im Riederwald und in Enkheim und dann sind wir alle um 14:00 Uhr zur Andacht beim Bauwagen im Fecher (bei U-Haltestelle Kruppstraße gegenüber des Waldrands).
Wir luden am 4. Advent zu einer ökumenischen, stadtteilübergreifenden Andacht in unserem Fechenheimer Wald ein. Seid bitte alle mit dabei, bei unserer großen Veranstaltung zum Jahresausklang!
Die Andacht mit Gesang stand dabei im Vordergrund am Sonntag. Wir übergaben auch Geschenke an unsere Baumbesetzer. Anschließend bestand noch Gelegenheit zum Gespräch, zur Diskussion mit Suppe und Weihnachtsgebäck. Über 100 TeilnehmerInnen nahmen die Andacht und das Angebot an – toll!!!
Es ist für uns jetzt schon sehr bitter, dass der wundervolle Ort Fechenheimer Wald, der nicht nur ein ökologisch sehr wichtiges Naherholungsgebiet für uns ist, nein auch der soziale Ort mit vielen Treffen und Diskussionen von BürgerInnen und PolitikerInnen aus allen Bereichen der letzten Monate vielleicht schon bald für immer zerstört wird !
Predigt zum 4. Advent: Pfarrer Matthias Weber, Pilippusgemeinde Riederwald
„Gnade sei mit uns und Friede von dem, der ist und der war und der kommt. Amen.
3 Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! 4 Sagt den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.« 5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. 6 Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. 7 Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen. 8 Und es wird dort eine Bahn sein und ein Weg, der der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. 9 Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen. 10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.
Ich finde, Merkwürdigerweise, deckt sich unser Blick mit dem des Jesaja.
Müde Hände und wankende Knie sehen wir damals wie heute. Auch an verzagten Herzen mangelt es nicht.
Er wie wir entdeckt an den Straßen und Wegen Blinde, Taube und Lahme. Leib und Seele sind betroffen. Menschen, die für sich und die Welt keinen Weg mehr sehen.
Anderen, denen die Stimmen dieser Zeit viel zu schrill und zu laut geworden sind, sind ertaubt. Auf wen soll ich noch hören. Dann lieber gar nicht. Auch Menschen, die dem Tempo der Zeit nicht mehr folgen können, denen deshalb im Herzen bange ist. Was soll nur werden.
Wüste erstreckt sich bis an den Horizont.
Ich denke, sie sind uns nah, die Heimkehrer aus Babylon. Die erst mal nur Wüste und Verwüstung vorfinden, nichts von glorreicher Heimkehr.
Aber bei Jesaja verwandelt sich der Zug der Heimkehrenden vor unseren Augen. Triste Gegenwart bekommt einen besonderen Glanz.
Die Blinden beginnen zu sehen, den Tauben öffnen sich die Ohren, die Lahmen lassen sich zu Sprüngen verleiten und die Stummen reden nicht irgend etwas, sondern sie frohlocken. Was für ein wunderbares altes Wort: Ihre Zunge macht Sprünge und sie loben und preisen Gott.
Und nicht nur die Menschen verändern sich, auch die Umgebung ist mit einem Schlag eine andere. Es brechen Wasser in der Wüste hervor und Ströme ergießen sich. Teiche und Brunnen machen das Land fruchtbar, sogar Rohr und Schilf beginnen zu wachsen. Wie in einer großen Prozession sieht er die Menschen, jetzt nicht mehr mühsam, mit allen Gebrechen sich schleppend, sondern sie schreiten auf heiligem Wege. Keine reißenden Tiere und keine Gefahr mehr. Freude und Wonne, statt Schmerzen und Seufzen.
Wie ist das mit euren Visionen, fragte mich in diesen Tagen jemand, der noch von DDR-Zeiten her sehr vorsichtig mit Visionen ist: Helfen sie zu überleben oder verführen sie zur Weltflucht oder gar in Diktaturen?
Also führen sie in die Zukunft oder in Sackgassen?
Von den Visionen des Kapitalismus mit seinem fatalen Fortschrittsglauben, der ungeheuren Vernichtung von Ressourcen fern jeder Nachhaltigkeit und der Vorstellung von einem Markt der alles richtet will ich jetzt nicht auch noch ausführlicher reden. Aber: die Frage, Nutzen oder schaden Visionen ist nicht uninteressant.
Für die Israeliten jedenfalls lässt sich erst einmal sagen, sie hätten ohne ihre Visionen als Volk nicht überlebt. Ihre Identität hing geradezu an der Vision, dass Gott sein Volk nicht im Stich lässt, sondern es wiederbringt ins gelobte Land, durch alle Schwierigkeiten hindurch.
Am 3. Advent wird als Evangelium Matthäus 11 gelesen.
Johannes sitzt schon im Gefängnis und hört von den Taten Jesu und lässt durch seine Jünger anfragen: „Bist du es, der da kommen soll oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Und Jesus antwortet ihm auf verschlüsselte Weise genau mit der Vision des Jesaja: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden sein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.
Das Neue Testament nimmt also die Vision des Jesaja auf und spitzt sie auf das mit Christus hereinbrechende Gottesreich zu.
Diese Art von Verzauberung und Veränderung der Wirklichkeit kann nicht angeordnet oder befohlen werden. Wir können sie auch nicht selbst herbeizwingen.
Wir können uns ihr nur anvertrauen und wenn wir es tun, verändert sie unser Leben und unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit. Welt und Leben stehen dann unter dem Vorbehalt, dass sie nicht letzte Wirklichkeit sind. Unsere Wirklichkeit wird relativiert und unter die Verheißung des Kommenden gestellt. Sie wird sozusagen schon von der verheißenen Wirklichkeit angestrahlt und wir nehmen sie auf veränderte Weise wahr.
Bei Jesaja betrifft die Veränderung und Erlösung übrigens nicht nur den Menschen, sondern die ganze Schöpfung. Das, finde ich, ist ein ausgesprochen beruhigender Gedanke, wo wir uns zunehmend nur im Zusammenhang allen Lebens auf dieser Welt begreifen können. Und die Perspektiven dieser Sichtweisen sind, wie wir ja hier hautnah erleben, bis heute nicht wirklich ausgelotet.
Im Advent rückt uns der Gedanke der Erlösung nah.
Es lohnt sich, das Haupt zu erheben und nicht nur den kleinen Umkreis unseres Gesichtsfeldes im Blick zu haben.
Und egal, wie das hier im Fechenheimer Wald ausgehen wird. Wir rechnen ja mit der Räumung, wenn es der Heldbock nicht doch noch rettet. Aber wenn ihr hier den Widerstand aufrecht erhaltet: Bleibt gewaltfrei. Bleibt selber menschlich – auch bei Polizeigewalt. Die Perspektive bleibt!
Wer sein Haupt auf die Erlösung hin erhebt, sieht mehr und nimmt unsere Welt anders wahr, denn im Zusammenhang Gottes verändern sich die Dinge.
Diesen Ausblick wünsche ich uns allen an diesem 4. Sonntag im Advent. Amen.“
Aktuelle Presse:
Rodung im Riederwald: Scheitert die Waldbesetzung? (indeon.de)
„Im Fechenheimer Wald geht es um das Recht auf Leben“ (fr.de)
Rodung für die Autobahn: Räumung im Fechenheimer Wald in Frankfurt steht unmittelbar bevor
Widerstand gegen Rodung im Fechenheimer Wald angekündigt (fr.de)
Mobilitätswende statt Autobahnbau (fr.de)
Fecher bleibt! Peter Wohlleben fordert: Wald statt Asphalt – YouTube
Und auf dem Insta-Kanal folgen:
Und hier noch die online-Petition gegen den Tunnel – wer noch nicht drauf ist, am besten gleich jetzt:
Zur BIR(iederwald): http://www.bi-riederwald.de/
Und Beiträge der BI:
Offener Brief: Riederwaldtunnel oder Frankfurts Verlust des Geists der Paulskirche:
Offener Brief: Riederwaldtunnel oder Frankfurts Verlust des Geists der Paulskirche – Riederwald
Der Countdown läuft, die BIs sind aktiv:
Vielseitiger Protest/Aufklärung/Aktionen zu Fecher versus A66 – der Countdown läuft! – Riederwald
Zu: Der Heldbockkäfer und die Bechsteinfledermäuse machen ein Rodungsmoratorium erforderlich:
Bedeutet ein Käfer das Aus für den Riederwaldtunnel? – Riederwald
Zu: Es EILT! Die 10 Argumente „für“ den Riederwaldtunnel – ein kritischer Blick
https://riederwald.org/2022/07/04/es-eilt-die-8-argumente-fuer-den-riederwaldtunnel-ein-kritischer-blick/
Zu: Fechenheimer Wald/Teufelsbruch – ein ganz ökologisch besonders wertvoller Wald
https://riederwald.org/2022/06/07/fechenheimer-wald-teufelsbruch-wertvoller-wald/
Zu: Offener Brief an die Politiker von Land und Stadt vom 31.5.2022 wegen Mehrverkehr für Frankfurter Innenstadt laut Prognose 2030
https://riederwald.org/2022/06/02/riederwaldtunnel-prognose-2030/
Zu: Bäume statt Blechlawine, Fazit Raddemo und Einwendung Stadt zur Klimabilanz:
https://riederwald.org/listing/bi-riederwald-bir/
Und Gleich für den Newsletter anmelden: Mail an info@bi-riederwald.de. Nur so erreichen wir Sie – gerade auch bei Aktionen – jeder zählt!
Und noch zum Schluss ein Aufruf:
Erklärung „A66 und Riederwaldtunnel: Wir stellen uns quer! Der Notstand rechtfertigt zivilen Ungehorsam“!
Von: fecherbleibt@posteo.de
Liebe Unterzeichner*innen der Erklärung „A66 und Riederwaldtunnel: Wir stellen uns quer! Der Notstand rechtfertigt zivilen Ungehorsam“!
mit dir bzw. Ihnen haben in der letzten Woche über 240 Menschen aus Frankfurt und Umgebung erklärt, dass sie den baurechtlichen Verweis auf den Bundesverkehrswegeplan nicht mehr akzeptieren und die Legalität der angekündigten Rodung des Fechenheimer Waldes in Frage stellen: „Wir werden uns deshalb praktisch oder solidarisch der Durchführung einer Maßnahme widersetzen, die Grund- und Freiheitsrechte für jetzige und zukünftige Generationen gefährdet und nicht mehr zu heilenden Schaden verursacht, den abzuwenden die Regierenden mit ihrem Amtseid geschworen haben.“
Noch kann der Autobahnbau auch im Riederwald gestoppt werden!
Sie erhalten / ihr erhaltet anbei die Erklärung mit allen Unterzeichnerinnen. Alle sind herzlich gebeten, die Erklärung zu streuen und alle Kontakte zu politischen Entscheidungsträgerinnen zu nutzen – Mehrfachsendungen sind in diesem Fall ausdrücklich erwünscht! Zuständig sind der Deutsche Bundestag und das Bundesverkehrsministerium, aber auch der Bundeskanzler könnte und müsste von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch machen, damit alle Vorhaben auf ihre Klima- und Umweltverträglichkeit geprüft werden, bevor unwiderrufliche Fakten geschaffen werden. Aber natürlich könnten Stadt und Land die Bundesentscheidung politisch beeinflussen – auch dafür ist es noch nicht zu spät.
Es wäre gut, wenn die Erklärung auch auf Webseiten von Vereinen und Initiativen gestellt würde.
In dieser Woche soll im Fechenheimer Wald noch eine Pressekonferenz stattfinden. Die Erklärung wird den Medienvertreter*innen übergeben und begründet. Darüber hinaus sind alle herzlich eingeladen, Pressekontakte zu nutzen!
Vielen Dank euch allen für euren Einsatz!
Gleich mail an: fecherbleibt@posteo.de